Montagmorgen, am Tag vorm ET, platzte meine Fruchtblase. Ich war grade aufgewacht und wollte aufstehen, da kam der Schwall - als hätte man seine Tage und würde beim Aufstehen auslaufen, nur doller.
Nach der ersten Untersuchung im Krankenhaus waren wir den ganzen Tag draußen spazieren, um Wehen auszulösen. Nachmittags und abends hatte ich die ersten - wie stärkere Menstruationsschmerzen - aber sehr unregelmäßig. Die Nacht habe ich auf Station verbracht. Schlafen konnte ich nicht vor Nervosität.
Dienstagvormittag war der Muttermund erst 2 cm geöffnet. Wegen des Infektionsrisikos wurde dann mit Prostaglandin-Gel eingeleitet. Das hat gut gefunzt und gleich Wehen ausgelöst. Das hat Baby Annelie garnicht gefallen: ihr Herzschlag ist in den Keller gerutscht- es kamen mehrere Ärzte in den Raum gerannt, ich musste in den 4-Füßler-Stand und hab Wehenhemmer gespritzt bekommen. Der hat mich ganz zittrig gemacht und ich musste am CTG bleiben.
Trotzdem waren die Wehen schnell wieder so stark und so häufig, dass gegen 14 Uhr endlich auch mein Freund zu mir rein durfte - die Hebamme hatte wohl Mitleid mit mir heulendem Ding. Sie haben mich nochmal kurz spazieren geschickt und ich dachte es zerreißt mich. Ein kurzer Ausflug in die Wanne hat Annelie ebenfalls nicht gefallen. Gegen 18 Uhr hatte ich meinen Tiefpunkt erreicht - Wehe an Wehe ohne Pause und Muttermund unverändert. Die PDA musste her. Wegen einer leichten scoliose brauchte die Ärztin mehrere Anläufe, um durch die Wirbel zu kommen und ab da habe ich mich gefühlt wie erlöst.
Da die Wehen nicht wirksam waren und ich ja jetzt schmerzbefreit war, wurde mit Wehen-Tropf nachgeholfen. Von den Wehen habe ich nur noch ein Drücken mitbekommen, musste aber die ganze Zeit am CTG bleiben wegen Annelies wankelnder Herztöne. Zwei weitere Male hat sie so stark reagiert, dass der wehenhemmer gespritzt werden musste.
Gegen 22 Uhr kam die Nachtschicht: die oberärztin wollte direkt einen Kaiserschnitt machen. Die Hebamme wollte es noch auf anderem Wege versuchen. Sie hat dann z.b. die Vorblase gesprengt (wusste vorher nicht dass es so etwas gibt) und ich durfte endlich mal aus dem Bett aufstehen und etwas die Hüften kreisen. Das hat auch gewirkt und der Muttermund war bald bei 5cm. Dann ist Annelies Herzschlag ein weiteres Mal rapide abgesunken und ich musste zum 4. mal gespritzt werden. Diesmal hat es länger gedauert und einiges an Rütteln erfordert, bis sie sich wieder fing. An dem Punkt wurde der OP vorbereitet - die Ärztin hat gedrängt und auch die Hebamme stimmte nun für den Kaiserschnitt.
Dann ging’s zügig: ich wurde in den OP gerollt, die PDA hochgefahren, so dass ich von vom Bauch abwärts taub war aber oben rum und mental anwesend. Mein Freund saß neben meinem Kopf. Es wurde ordentlich an und in mir rumgeruckelt. Das war etwas unangenehm aber garnicht schlimm. Und dann hörte ich ein kleines Schreien und die Ärztin die sagte Annelie hätte sich mit ihren Händchen das OP Besteck gekrallt. Und dann guckte Mittwochnacht um kurz vor 1 auch schon ein kleiner roter Kopf über den Vorhang 💕.
Die nachfolgenden Tage waren hart. Jede Bewegung tat weh. Darauf war ich null vorbereitet. Ich konnte mein perfektes Baby nicht selbst aus dem Bett heben. Ich hatte Schmerzen, heftige Blähungen und konnte kein Auge zu tun. Der Blasenkatheter war ein Segen. Aber nach einem Tag wurde er gezogen und jeder Gang zur Toilette war ein Kraftakt. Am Anfang musste eine Pflegerin mitkommen, weil ich sonst garnicht bis zur Schüssel runtergekommen wäre. Nach dem duschen musste mein Freund mich abtrocknen und anziehen weil ich nicht an meine Beinen kam. Beim laufen musste ich den Bauch fest drücken weil ich sonst das Gefühl hatte wieder aufzureißen. Richtig gruselig.
Es hat mich noch eine Weile beschäftigt das „was wäre gewesen wenn“. Heute (10 Monate später) hege keine Reue mehr über den Kaiserschnitt. Ich habe die erste Entscheidung als Mutter getroffen: die Sicherheit meines Würmchens stand über meinen eigenen Wünschen. Ich habe mich auf Expertinnen verlassen als ich es selbst nicht besser wissen konnte und habe dafür gesorgt, dass das Geschenk, dass ich 9 Monate in mir trug sicher auf die Welt kam. Alles andere ist mir heute egal.