Hallo liebe Mamas, ich habe meine Elternzeit verkürzt. Das ging nicht ganz ohne schlechtes Gewissen im Vorfeld aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Deswegen möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen - vielleicht macht es ja jemandem von euch ebenfalls Mut umzuplanen:
Ursprünglich wollten mein Freund und ich nacheinander je 1 Jahr Elternzeit nehmen. Dann kam das kleine Würmchen. Und ich kam schnell an meine Grenzen. Monat 4 & 5 waren besonders hart: furchtbarer Schlaf, schlechte Laune tagsüber, mieses Wetter draußen, keine Möglichkeit sich drin zu treffen oder an Kursen teilzunehmen (Corona...). Ich konnte nicht mehr. Zu der Zeit kam mir das erste mal der Gedanke die Elternzeit zu verkürzen. Es war ein Flucht-Gedanke. Aus dieser Situation heraus wollte ich die Entscheidung nicht treffen, zu groß war die Angst es später zu bereuen - die Baby-Zeit kommt ja nicht wieder. Also wartete ich ab (und litt mal mehr und mal weniger leise...). Mit 6 Monaten wurde die Baby-Laune deutlich besser und wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Trotzdem blieb das Gefühl, dass der Alltag allein mit einem kleinen Kind zwar anstrengend aber ebenso langweilig ist und dass mir meine Arbeit fehlte. Ich hatte immer noch mit meinem schlechten Gewissen dem Baby gegenüber zu kämpfen - bedeutet es dass ich sie nicht genug Liebe wenn ich freiwillig auf die Möglichkeit verzichte, ein gesamtes Jahr mit ihr zu verbringen? Familie & Freunde waren sehr verständnisvoll und haben mir Mut gemacht: eine glückliche Mama ist eine gute Mama und ich brauche kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nicht NUR Mama sein möchte.
Zum Glück war auch mein Freund sehr unterstützend und flexibel und wir konnten seine Elternzeit 3 Monate vorziehen. Ich bin dann schon nach 9 Monaten zurück in den Job. Jetzt arbeite ich Teilzeit (60%) so lange wir noch Elterngeld kriegen und werde dann wieder voll einsteigen. Und was soll ich sagen: ich liebe es! Tagsüber kann ich mich mit erwachsenen Menschen austauschen, anspruchsvolle Projekte bearbeiten und einfach mal in Ruhe meinen Kaffee trinken. Trotzdem habe ich das Gefühl nichts zu verpassen bei meiner Tochter. Wir frühstücken morgens zusammen. Wenn sie nicht grade schläft verbringen wir die Mittagspause gemeinsam (yay Home-office) und ab 16 Uhr bin ich ja schon wieder im Feierabend.
Mein Freund ist auch total glücklich. Er war in seinem Job grade nicht so zufrieden und kann sich auch vorstellen für längere Zeit beruflich kürzer zu treten - passt mir gut, ich bin eh die Hauptverdienerin in der Familie. Und unsere Tochter hat den Übergang von Mama zu Papa ohne jegliche Probleme mitgemacht. Ich bin ausgeglichener als vorher (auch ausgeschlafener, Papa macht jetzt unter der Woche die Nachtschichten) und genieße die Zeit mit meiner Familie in vollen Zügen. Wenn wir nochmal ein Kind bekommen würde ich wahrscheinlich schon nach 6 Monaten wieder in Teilzeit einsteigen. Mein Job ist einfach auch ein wichtiger Teil in meinem Leben und das ist voll in Ordnung :-)
Nachtrag: mir ist klar dass nicht jeder in der glücklichen Situation ist dass der Partner einfach so lange und flexibel Elternzeit nehmen kann und möchte. Aber eventuell lohnt es sich über andere Möglichkeiten nachzudenken - dass z.b. der Partner und die Großeltern je einen Tag in der Woche betreuen oder dass man wirklich nur stundenweise wieder in den Job eintritt. Also wenn ihr den Wunsch verspürt wieder etwas früher ins Berufsleben einzusteigen kann ich euch nur ermutigen gemeinsam Möglichkeiten zu erörtern!
Dankeschön, ich habe gerade das Thema und dein Beitrag hat mir echt geholfen ❤️